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Rheumatagung in der SKA-RZ Saalfelden: Rehabilitation wirkt nachhaltig

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37. Rheumatagung in der SKA-RZ Saalfelden

Bereits zum 37. Mal fand am 22. und 23. Juni 2018 die Rheumatagung des Ludwig Boltzmann Departments für Rehabilitation Saalfelden unter Teilnahme einer großen Zahl von Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Rheumatologie in der Sonderkrankenanstalt-Rehabilitationszentrum (SKA-RZ) Saalfelden der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) statt, an der unter anderem auch der Chefarzt der PVA, Dr. Martin Skoumal teilnahm. Im Mittelpunkt der Tagung stand die Frage nach der Rehabilitation und ihrer Wirkung auf rheumatisch erkrankte Patientinnen und Patienten.

Rheuma ist ein Überbegriff für einige 100 verschiedene Erkrankungen mit Schmerzen am Bewegungsapparat, die entweder Entzündungen oder eine Abnützungserscheinung als Ursache haben. Etwa zwei Millionen Menschen in Österreich leiden unter den Krankheiten, die von Kindern bis zu Greisen alle treffen können“, so Facharzt Dr. Markus Arnold, Rheumatologe in der SKA-RZ Saalfelden. Vorbeugen kann man in erster Linie durch gesunde Lebensweise (etwa durch die Aufgabe des Rauchens) und einer Sensibilität, das heißt bereits bei ersten Anzeichen schmerzhafter, geschwollener Gelenke den Facharzt aufzusuchen. „Denn je früher man die Krankheit erkennt, desto besser die Behandlungschancen“, so Arnold. In den letzten 15 bis 20 Jahren hat es auch große Fortschritte in den Behandlungsmethoden gegeben, sodass bei einer Vielzahl der Erkrankten zumindest ein Stillstand der Erkrankung erreicht werden konnte.


Funktionalität und Schmerzempfinden nachhaltig verbessert

Seit 1981 forscht das Ludwig Boltzmann Institut am Thema Rehabilitation, Entzündungsmechanismen und Risikofaktoren rheumatischer Erkrankungen. Bisher gab es dennoch zu wenig Forschung zum Thema Effektivität der Rehabilitation. Mit einer im vergangenen Jahr beendeten Studie konnte nun aber nachgewiesen werden, dass eine Rehabilitation tatsächlich nachhaltige Verbesserungen für die Patientinnen und Patienten mit sich bringt. „Man konnte den Nachweis erbringen, dass es einen Benefit über einen längeren Zeitraum gibt“, so der Leiter des Ludwig Boltzmann Departments Saalfelden, Univ.-Doz. Dr. Werner Kullich. „Sowohl im Bereich der Funktionalität der Schulter, für die die Studie durchgeführt wurde, als auch bei den Schmerzen hat sich gezeigt, dass die Verbesserungen, die durch die Rehabilitation eingetreten sind, auch nach sechs Monaten noch angehalten haben“, so Kullich.


SKA-RZ Saalfelden: Kombinierte Indikation wichtig

Die SKA-RZ bietet Rehabilitation von Patienten mit  Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates an. „Diese Kombination ist einzigartig unter den 17 Eigenen Einrichtungen, die die Pensionsversicherungsanstalt betreibt. Und gleichzeitig extrem wichtig, denn wir wissen mittlerweile, dass Gelenksschmerzen bei rheumatischen Erkrankungen nur die Spitze des Eisberges sind. Bei schlecht oder gar nicht therapierten Personen können auch die inneren Organe, wie etwa das Herz und Gefäße, schwer geschädigt werden“, so der ärztliche Leiter der SKA-RZ Saalfelden, Primar Dr. Andreas Salzer. Insgesamt etwa 1800 Patientinnen und Patienten aus ganz Österreich haben im vergangenen Jahr eine Rehabilitation in Saalfelden durchgeführt.

„Rehabilitation bedeutet vor allem das Wiedererlangen der Möglichkeit zur Teilhabe am täglichen Leben, der Arbeitsfähigkeit oder bei älteren Personen die Erhaltung der Selbstständigkeit. Bei Erkrankungen des Bewegungsapparates geht es um ganz einfache und für gesunde Menschen übliche Vorgänge im Alltag, z.B. selbständige Durchführung von Körperhygiene, Einkaufen oder etwa die Nutzung von Besteck“, erläutert Salzer.


Medizinische Herausforderungen der Zukunft

Während der Eröffnung der Tagung wies Saalfeldens Bürgermeister, Erich Rohrmoser, auf die Bedeutung der medizinischen Versorgung in der Zukunft hin. „Wir haben durchaus Herausforderungen zu bewältigen. Noch vor kurzem gab es in Saalfelden mehr 16-jährige, als 60-jährige. Heute ist das umgekehrt“, so Rohrmoser.

Facharzt Dr. Rudolf Puchner, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation betonte, dass es notwendig sei, angehende Ärztinnen und Ärzte für den Fachbereich der Rheumatologie zu interessieren und zu begeistern. Daher haben wir die Summer School ins Leben gerufen, wo Studentinnen und Studenten im Sommer Lehrveranstaltungen in relativ ungezwungener Umgebung  zum Thema besuchen. „Nach dem Erfolg im vergangenen Jahr wird dies im kommenden Sommer wiederholt“, sagte Puchner.


Ambulante und stationäre Reha: beide helfen, aber nicht immer gleich

Die ärztliche Leiterin des Klinikums Peterhof, Primaria PDin Dr.in Valerie Nell-Duxneuner, verglich stationäre und ambulante Rehabilitation und kam zu dem Schluss, dass beide Formen positive Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Patientinnen und Patienten haben, allerdings nicht für alle gleich gut geeignet sind. „Beide haben Vor- und Nachteile. Es hängt vom Patienten ab, welche Variante der Rehabilitation die sinnvollere ist“, so Nell-Duxneuner.

MedR Dr. Hannes Schoberwalter zeigte die positiven Effekte des Faszientrainings, vor allem im Bereich der Prävention von Erkrankungen auf, während Univ. Prof. Dr. Gerhard Zlabinger, Leiter des Instituts für Immunologie in Wien, über den Einfluss von Alter und Rehabilitation auf das Immunsystem sprach.


Kann die Zahl von verschriebenen Medikamenten durch Bewegung verringert werden?

Einem sowohl aus gesellschaftlicher, als auch ökonomischer Sicht wichtigen Thema widmete sich OA Dr. Wolfgang Halder, der der Frage nachging, ob durch körperliches Training und Bewegung die Zahl der zu verschreibenden Arzneimittel verringert werden kann. Zuletzt sprach  OA PD Dr. Herwig Pieringer vom Kepler Universitätsklinikum in Linz, ob mehr Individualität bei den Therapien einen noch größeren Erfolg versprechen würde und ob alle Basistherapien tatsächlich für jedermann im selben Ausmaß geeignet sind.

Zuletzt aktualisiert am 14. November 2020